Franz zu Hohenlohe (11) aus Waldenburg/Württ., Schüler der Klasse 6 an der Freien Schule Anne-Sphie in Künzelsau hat sich bei atemberaubenden Cross-Country-Rennen am 2. Oktober in Bühlertann bei Schwäbisch Hall und am 8. Oktober in Ried am Innkreis in Oberösterreich durchgesetzt: er ist Deutscher Meister im German Cross Country GCC und Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS-1.

 

Deutscher Meister im German Cross Country GCC und Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS-1

Deutscher Meister im German Cross Country GCC und Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS-1

Der 11-jährige Franz war 2015 Siebter im Cross Country. 2016 startete er auf einem KTM-Motorrad bei insgesamt 7 Rennen in ganz Deutschland und kämpfte sich langsam nach oben. Bei einem unglaublich spannenden Finale in Bühlertann schaffte es Franz mit Nervenstärke und Glück zum ersten Platz und Deutschen Meister, eine Woche später in Oberösterreich zum Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS1.

Im Ziel sagt der neue Europameister als Erstes: „War doch gar nicht so schwer!“

Für 2017 plant der für den MotoCross Club MCC Frankenbach/Heilbronn startende Franz zu Hohenlohe den Aufstieg in die höhere Jugendklasse Wild Child Series WCS-2, wo er auf größeren Fahrzeugen auf ältere Fahrer trifft.

Cross Country steht für eine Mischung aus Moto-Cross und Enduro. Meist wird auf einer Moto-Cross-Strecke mit angrenzenden Wiesenabschnitten und „Single-Trails“, das sind schmale Waldpassagen, gefahren. Die Fahrdistanz beträgt bei den Erwachsenen zwei Stunden; bei den Jugendklassen der Wild Child Series werden vierzig Minuten gefahren.

Franz zu Hohenlohe hat die Meisterschaften auf einer vom Tuner Herbert Kosak aus Essingen modifizierten und vorbereiteten KTM 65SX gewonnen. Sowohl der Motor als auch das Fahrwerk bewähren sich gut und es gibt über die ganze Saison kein technisches Problem.

Saisonbeginn war am 23.April in Walldorf in Thüringen. Bei schwierigem Wetter mit Sonne, Regen und Schnee kann Franz einen fehlerfreien vierten Platz erringen.

Vier Wochen später kann Franz in Triptis Thüringen auf einer ausgefahrenen, sandigen Strecke einen dritten Platz erringen.

Im Juni geht es nach Venusberg in Sachsen bei Chemnitz. Auf dieser schweren Strecke kann Franz mit einem starken Endspurt den ersten Sieg in der Meisterschaft einfahren. Vor ihm sind nur noch Clemens Voigt aus Anhalt und der Zwönitzer Kenny Riedel.

Auf der wunderschönen Wiesenstrecke in Goldbach bei Aschaffenburg, auf der schon viele Moto-Cross Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen wurden, fährt Franz an seiner Leistungsgrenze, wird aber als Zweiter vom meisterschaftsführenden Clemens Voigt klar geschlagen.

Bei der nächsten German Cross Country Veranstaltung im Thüringischen Rudolstadt kommt es zur Katastrophe: ein junger Fahrer kommt bei einem großen Sprung so unglücklich zu Fall, daß er an der Unfallstelle verstirbt. Die Veranstaltung wird sofort abgebrochen. Die ganze GCC-Familie ist geschockt und trauert. Auch den jungen Fahrern wird klar, dass ihr schöner Sport mit Gefahren verbunden ist. Umso wichtiger ist eine ordentliche Vorbereitung von Material und Fahrer. Aber es bleibt stets ein Restrisiko …

Durch den Wegfall dieses Laufes muss Franz nun die beiden letzten Läufe gewinnen, um aus eigener Kraft noch Deutscher Meister zu werden.

Beim Schlammrennen im badischen Schefflenz kommt Franz nur als letzter vom Start weg. Eine wilde Aufholjagd beginnt. Bei den schweren Bedingungen kommt es zu zahlreichen Stürzen, auch Franz geht mehrfach zu Boden. Als Zweiter hinter dem Schlammspezialisten Robbie Dworschak ist er im Ziel untröstlich und tief enttäuscht. Nun kann er nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden.

Aber es gibt noch eine theoretische Chance: Wenn Franz im letzten Rennen gewinnt und der Führende Clemens Voigt nicht Zweiter wird, ist Franz punktgleich Meister. Aber darauf deutet zunächst gar nichts hin: Beim ebenfalls verregneten und schlammigen Endlauf Anfang Oktober in Bühlertann bei Schwäbisch Hall fährt Franz mit ganz schlechtem Start mit Abstand dem Feld hinterher. Es führt Clemens Voigt. Verzweifelt kämpft sich Franz durch das gesamte Feld und kann tatsächlich im letzten Renndrittel die Führung übernehmen. Das reicht aber nicht für die Meisterschaft, da Clemens Voigt noch Zweiter ist. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Zunächst stürzt Franz auf der glatten Strecke, dann aber auch Clemens Voigt. So führt Franz wieder. Nun ist aber auch der Schlammspezialist Robbie Dworschak auf Schlagdistanz und überholt zu Beginn der letzten Runde Clemens Voigt. Dann kommt Franz in einer unübersichtlichen Situation mit gestürzten Fahrern zu Fall und Robbie Dworschak geht in Führung. Franz fährt als Zweiter in das letzte Waldstück und kann auf den letzten paar hundert Metern das Blatt noch wenden und gewinnen. Robbie Dworschak wird Zweiter vor einem tief enttäuschten Clemens Voigt. Franz aber ist punktgleich Meister, da hier der Sieg im letzten Rennen zählt. Ein wahrhaft dramatisches Saisonfinale mit einem glücklichen Deutschen Meister, das alle Beteiligten wohl nie vergessen werden.

Als Deutscher Meister geht Franz zu Hohenlohe eine Woche später zum Europa-Endlauf nach Ried am Innkreis in Oberösterreich. Am Vortag findet hier der letzte Meisterschaftslauf zur Österreichischen Cross-Country Serie ACC statt, bei der Franz als Gastfahrer startet. Hier ist die Streckencharakteristik ganz anders als in Deutschland: es gibt kaum Moto-Cross-Passagen mit großen Sprüngen und schnellen Geraden, sondern nur enge Waldstücke mit tiefen Spurrillen, vielen Wurzeln und Steinen. Die Wiesenteile sind sehr eng abgesteckt und lassen wenig Fahrfluß zu. Auch ist die Renndistanz mit sechzig Minuten um die Hälfte länger als in Deutschland. Chancenlos gegen die Österreicher wird Franz Siebter. Am nächsten Tag kommen noch einige starke Fahrer aus den anderen nationalen Serien dazu, um den Europameistertitel auszufahren.

Hier zeigt sich Franz nach intensiver mentaler Vorbereitung von einer ganz anderen Seite: Nach gutem Start überholt er mit aggressiver Fahrweise auf den ersten Metern einige Konkurrenten und geht in Führung. Unter den ungläubigen Augen seiner Betreuer schlägt er auf der kraftraubenden Strecke ein hohes Tempo ein, das keiner der favorisierten österreichischen Konkurrenten mitgehen kann. Zur Rennmitte liegt er mit einer Minute vorne und beginnt, seinen Vorsprung zu verwalten. Die Konkurrenten lassen auf der konditionsraubenden Strecke mehr nach als Franz, der überlegen gewinnt vor der Österreichischen Amazone Jana Schaal und dem Deutschen Vizemeister Clemens Voigt.

Im Ziel sagt der neue Europameister als Erstes: „War doch gar nicht so schwer!“

Für 2017 plant der für den MCC Frankenbach/Heilbronn startende Franz zu Hohenlohe den Aufstieg in die höhere Jugendklasse Wild Child Series WCS-2, wo er auf größeren Fahrzeugen auf ältere Fahrer trifft. Er wird wieder eine KTM von Herbert Kosak einsetzen, diesmal aber mit 85ccm.  

 

siegerehrung-deutscher-meister-2016

Deutscher Meister im German Cross Country GCC und Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS-1

Deutscher Meister im German Cross Country GCC und Europameister in der Klasse Wild Child Series WCS-1

 

Text & Fotos: Felix Hohenlohe, privat